Marwees, Meglisalp, Hundstein im Alpstein

Auf den Säntis und durch den Alpstein – Eine Bergwanderung in zwei Tagen

by Moritz

Im Alpstein war ich bereits dreimal und so suchte ich eine Route aus, die nur wenige Überschneidungen hatte. Zudem sollte sie auch noch Sonnenuntergang und Steinböcke für meine Wanderbegleitung bieten. Also sind wir in Alt St. Johann gestartet, haben auf der Tierwies übernachtet und sind auf den Säntis, vorbei an der Meglisalp und in Wasserauen wieder auf den Zug. Eines voraus: das ist keine einfache Wanderung.

Alt St. Johann – Gräppelensee – Mutteli – Schrenit – Lauchwis – Silberplatten – Tierwis – Berggasthaus Tierwis

5 h 40 min, 11,5 km, 1 600 m ↑, 400 m ↓

Berggasthaus Tierwis – Stütze 2 – Himmelsleiterli – Säntis – Wagenlücke – Meglisalp – Schirmhütte – Klein Hütten – Hüttentobel – Wasserauen

5 h, 12,2 km, 556 m ↑, 1 770 m ↓

Erster Wandertag: Alt St. Johann → Tierwis

Wenn man es sich sparen könnte, dann würde ich den Aufstieg von Alt St. Johann zum Gräppelensee auslassen. Der Weg ist zwar schön angelegt und man hat eine wunderschöne Sicht auf die Churfirsten. Aber man hat sonst noch genug vor sich und die 500 Höhenmeter spürt man am nächsten Tag ganz bestimmt. Vielleicht auf der Seite der Schwägalp starten? Aber dann hat man den Gräppelensee nicht und den sollte man nicht auslassen.

Das nächste Wegstück von dort zum Mutteli ist anstrengend. Es geht teilweise ziemlich steil und lange nach oben. Was meiner Wanderbegleitung überhaupt nicht gefiel. Der Name alleine macht es aber irgendwie wieder wett. Wenn man mal die Höhe hat, dann wandert man auf einem schönen Höhenweg beim Mutteli vorbei bis zur Alp Schrenit. Die Aussicht auf diesem Wegabschnitt ist sensationell. Man hat einen wunderbaren Ausblick auf den Wildhauser Schafberg, auf den Rotsteinpass und bis nach Österreich. Für den Säntis reicht es noch nicht.

Bei der Schrenit haben wir uns eine kurze Pause gegönnt und wir haben uns mit dem Senn über seinen Alltag ausgetauscht und dabei die beiden Hunde ohne Unterbrechung gestreichelt. Damit ist auch klar, dass nicht allzu viele Menschen diesen Wanderweg aussuchen und die Hunde jede Gelegenheit für Streicheleinheiten nutzen.

Es geht danach auf 1,5 km 500 Höhenmeter nach oben. Das ist steil. Dafür hatten wir auf der Lauchwis 350 Schafe zu zählen, also das hat der Senn behauptet. Wir kamen auf knapp 50 Schafe. Wo der Rest war, das wissen die Berggötter. Oder vielleicht haben wir einfach auch das Panorama genossen. Oben auf der Lauchwis und vor dem Stosssattel gibt es die einzige etwas ausgesetzte Stelle an diesem Wandertag. Mit etwas Vorsicht ist die Stelle aber gut zu meistern. Es liegt vielleicht auch daran, dass man schon viereinhalb Stunden und 1 ­300 Höhenmeter in den Beinen hat. Da wirkt alles etwas schlimmer, als es ist.

Der Weg um die Silberplatten geht über Geröll und grössere Felsblöcke. Da muss man einfach den Füssen vertrauen, dass sie schon wissen, wo sie hinzustehen haben. Ansonsten kämpft man sich da Stunden durch dieses Geröll.

Bei der Silberplatten geht es nochmals steil nach oben, was meine Wanderbegleitung nun ganz sicher nicht mehr lustig fand. Ich übrigens auch nicht, aber das würde ich nie im Leben zugeben. Es sind ja «nur» 150 Höhenmeter.

Der Rest des Weges bis zum Berggasthaus Tierwis ist in knapp so einer halben Stunde zu schaffen. Nicht mehr viel, aber nach gut fünf Stunden und 1 500 Höhenmetern war das nicht gemütlich, sondern uns war elendig zu Mute. Zum Dank erhielten wir Besuch von Steinböcken und konnten einen wunderbaren Sonnenuntergang geniessen.

Zweiter Wandertag: Tierwis → Wasserauen

Der zweite Tag startete um 7 Uhr 30. Und das, was man gestern an Höhenmetern nicht geschafft hat, macht man nun in einem Zug bis zum Säntis hoch. Knappe 450 Höhenmetern und das ziemlich steil. Das wäre alles gar kein Thema, wenn die Wanderung gestern nicht gewesen wäre. Aber so braucht es doch etwas extra Motivation. Zum Beispiel ein Nussgipfel auf der Terrasse mit Sicht in den Alpstein. Wir sind also mittleren Mutes losgewandert.

Der Säntis thront wunderbar über einem und hier versteht man auch, dass dieser Gipfel sich nicht einfach so besteigen lässt. Der Weg ist nun wirklich bergig und man wandert durch Felsen und über Schneefelder. Alles nicht wirklich ein Thema. Die Schneefelder waren zwar noch etwas gefroren, aber mit einem Wanderstock geht das locker. Nach der zweiten Stütze (der Seilbahn) geht es über Felsen hoch und ausrutschen sollte man an gewissen Stellen lieber nicht.

Auf dem Grat angekommen gibt es zuerst einmal etwas Sonne und den ersten freien Blick in den Alpstein. Ab hier ist es nicht mehr weit, allerdings muss man die Himmelsleiter überwinden. Und ja, es ist eine Leiter. Zwar nicht senkrecht, aber trotzdem.

Und dann geht man durch einen Tunnel durch das Seilbahngebäude durch (dieser Durchgang ist immer offen) und ist auf dem Gipfel. Eine kurze Fotosession und etwas staunen, dann sind wir dem Nussgipfelgeruch gefolgt und haben auf der Terrasse des Alten Säntis eine wohlverdiente Pause eingelegt.

Der Abstieg zur Meglisalp ist anfangs steil und hatte ein paar Schneefelder, aber ansonsten ist der Wanderweg eigentlich gut zu machen. Mit der Wanderung vom Vortag noch in den Beinen war es allerdings gefühlt mühsamer, die fast tausend Höhenmeter runterzuwandern. Das Panorama reicht vom Altmann über den Hundstein zur Marwees und kurz vor der Meglisalp sieht man auch den Seealpsee, das hilft die verschiedenen Wehwehchen, die sich so langsam spürbar machen, zu vergessen.

Bei der Meglisalp haben wir eine Mittagspause eingelegt und sind dann nicht zum Seealpsee abgestiegen, sondern haben die «scenic road» gewählt und sind oberhalb des Sees nach Klein Hütten gewandert. Diese Route bietet mehr Aussicht und weniger Wanderer, dafür kommt man halt für das Instagram nicht direkt am Seealpsee vorbei.

Nicht ganz ohne ist der Abstieg bis zum Bahnhof Wasserauen. Es geht ab der Schirmhütte nochmals 600 Höhenmeter runter und das Hüttentobel ist sehr steil, da drückt jede Druckstelle und jede geplagte Muskelfaser schreit gleich nach dem Kater. Aber jammern hilft bekanntlich wenig in solchen Situationen. Allerdings hat mir meine Wanderbegleitung sicher ab und zu etwas Böses gewünscht. Nun, wir haben es geschafft und haben auch gleich einen Zug erwischt.

Tipp: Der erste Tag ist hart. Der zweite Tag wird dadurch nicht einfacher. Wenn man den Gräppelensee auslassen möchte, gibt es eine Variante über Gamplüt und Thurwis sowie eine von Schiltmoss (Seite Schwägalp) über die Lauchwis, die sind etwas weniger anstrengend. Vom Säntis gibt es weitere Varianten. Zum Beispiel über den Rotsteinpass nach Wildhaus oder die Seilbahn.