Wenn man in den Bergen wohnt, sehnt man sich im Frühling nach Blumen, Blüten und Grün. Das südliche Mittelland bietet das. Und man kann beliebig weit wandern oder auch mal weniger weit.
Ste-Croix – Vuiteboeuf – Baumles – Rances – Orbe
4 h 30 min, 17,8 km, 230 m ↑, 805 m ↓
Orbe – Romainmôtier – La Sarraz
5 h 15 min, 20 km, 530 m ↑, 530 m ↓
Erster Wandertag: Ste-Croix → Orbe
Schneeregen und Kälte. Das war das Paar, dass mich und meine Wanderbegleitung in Ste-Croix willkommen hiessen. Also auch nicht mit viel Zen- und Achtsamkeitsübungen irgendwie annähernd, was ich mir unter Frühling im Unterland erwartet habe.
Wir sind der Via Francigena gefolgt. Und wer schon mal gepilgert ist, weiss, dass Pilgerwege nicht zwingend die «scenic route» nehmen, sondern den historischen, antiken Verkehrswegen folgen. Und genau das macht man die ersten beiden Kilometer, bis man in den Wald abbiegt.
Jetzt möchte ich nicht allzu verwöhnt klingen, aber diesen Weg zumindest bis Vuiteboeuf könnte man sich auch schenken. Wer an Geschichte interessiert ist, sollte allerdings diese Route wählen. Allen anderen empfehle ich die Route durch den Gorges de Covatanne.
In Vuiteboeuf wurde es allmählich wärmer. Wir sind ja dort auch wieder 500 Höhenmeter näher am Meer und das hat sicher auch für die Motivation geholfen.
Ab hier ist der Weg entspannt. Wälder und Felder wechseln sich ab. Schweizer Mitteland. Viel gibt es da nicht zu berichten. Am Sonntag trifft man viele Spaziergänger. Wanderer sind rare Ware.
Etwas Abwechslung bieten die Weinberge bei Rances. Hier hat man auch eine wunderbare Sicht über das Mitteland. Die Weite ist beeindruckend.
Ab hier sind wir (absichtlich) vom Weg abgekommen und direkt nach Orbe. Die Wanderroute würde noch einen kleinen Umweg (ca. 1 Stunde) machen. Aber wer die nächste Etappe macht, kommt dann wieder am gleichen Ort vorbei. Und wir hatten genug.
Zweiter Wandertag: Orbe → La Sarraz
Am nächsten Morgen habe ich mich alleine auf die zweite Etappe gemacht. Einmal durch das Altstädtchen von Orbe (das sich lohnt) und dann runter zum Bahnhof, um wieder auf die originale Pilgerroute zu kommen.
Diese Etappe ist etwas anders. Man hat vielleicht nicht die Aussicht, dafür geht man mehr durch Wälder. Mit Romainmôtier hat man ein wunderbares Örtchen, mit dem Tal, dass der Nozon formte, eine überraschende Landschaft und ansonsten hat man seine Ruhe.
Die Etappe ist weit und daher habe ich sie in La Sarraz beendet und bin mit dem Zug nach Vevey. Und das ist vielleicht etwas, das man gerne unterschätzt. Die Etappen sind nicht technisch anspruchsvoll, sie sind vor allem lang. Und da man sich im Mittelland bewegt, hat man das Ziel auch nicht immer vor Augen. Man hat also nicht einen Gipfel oder eine Hütte im Blick. Es ist einfach immer die nächste Ortschaft. Das kann aufs Gemüt schlagen.
Wieso solltest Du diese Wanderung trotzdem machen? Frühling, Ruhe und Kondition. Ich fand meinen Frühling, hatte meine Ruhe und konnte meine eingerostete Wanderkondition wieder etwas aufwärmen. Die Landschaft hat immer wieder spannende Flecken und man kann die Etappen beliebig und wandernd anpassen.