Wandern ist eine gesunde und sichere Freizeitbeschäftigung. Aber als Anfänger und ungeübter Wanderer ist man vielleicht etwas unsicher und weiss nicht so recht, was man wie einschätzen soll. Ich kenne das aus leidiger Erfahrung. Daher habe ich für euch ein paar Tipps zusammengestellt.
Eine Wanderung finden
Die Wanderung, die Dir Freude und Lust auf mehr macht, ist die richtige. Das weiss man leider oftmals erst, wenn man die Wanderung macht.
Überleg Dir aber trotzdem bevor du eine Wanderung aussuchst, was Du erleben möchtest. Möchtest Du eine bestimmte Region entdecken? Möchtest Du beim Wandern plaudern können? Wieviel Zeit hast Du? Möchtest Du gut essen oder reicht Dir ein Stück Brot aus dem Rucksack? Magst Du Seen und Flüsse oder lieber Alpweiden und Felsen?
Dass man ab und zu daneben greift, das gehört dazu. Aber sich durch Geröllfelder und steile Felspassagen zu quälen oder sich bei der endlosen Abfolge von Getreidesorten und Waldtypen zu langweilen, muss nicht sein, wenn es Dir keine Freude bereitet.
Das Dümmste, was man machen kann, ist dem verbissenen Sportler im Freundeskreis zu glauben. Was für geübte, trainierte und schmerzbefreite Menschen ein lockeres Spaziergängchen ist, kann für andere eine Höllentour sein. Oftmals haben diese Menschen jegliches Gespür für Nicht-Sportler verloren. Ihr macht genau eine solche Tour mit und werdet für den Rest des Lebens das Wandern verfluchen.
Start small, start easy, start now.
Mehr als 8 Stunden ist «birreweich». 6 Stunden ist sehr viel. 4 Stunden ist anstrengend. 2 Stunden reichen vollkommen, um eine gute Zeit zu haben. Macht mal auf einer Karte einen Kreis von 8 Kilometern um euren Wohnort (z. B. mit map.geo.admin.ch). Das ist in etwa das, was man in zwei Stunden wandern kann. Okay, das ist natürlich Luftlinie, aber ihr kriegt trotzdem ein Gefühl dafür, was zwei Stunden wandern heisst und was man alles in zwei Stunden entdecken kann.
Auch nach über 1 500 Wanderkilometern in etwas mehr als 2 Jahren finde ich Wanderungen von 6 Stunden sehr anstrengend.
Geht lieber öfter, dafür kürzer. Wechselt zwischen längeren, flachen Wanderungen und kürzeren, steileren Wanderungen ab. Belohnt euch mit Bräteln, Baden im Fluss oder einer Aussichtsterrasse und vergesst den Leistungsdruck. Ihr werdet mit der Zeit automatisch anspruchsvollere Wanderungen machen.
Natürlich nicht. Das ist Quatsch. Es gibt bei Dir zuhause sicher auch wunderschöne Gegenden, Flüsse, Wälder, Hügel, Seen oder Dörfchen. Ich bin gerne im Sihltal und auf der Albiskette unterwegs. Das ist bei mir zuhause. Das reicht vielleicht nicht für die Top Ten der schönsten Schweizer Wanderungen, aber dafür muss ich auch nicht um 5 Uhr in der Früh aufstehen oder verschwitzt am Abend im Zug nach Hause fahren. Zudem kann ich die Wanderung beliebig meiner Motivation anpassen (d.h. abkürzen, bräteln oder verlängern).
Eine Wanderung planen
Im flachen Mittelland kann man eine schlechte Planung noch gut wegstecken. Das nächste Postauto, der nächste Bahnhof ist kaum mehr als eine halbe Stunde weg. Im Gebirge können das gut mal zwei Stunden sein.
Ihr findet gute und aktuelle Informationen im Internet, nutzt diese. Ich empfehle euch die offiziellen Tourismusseiten der Schweiz, der Region oder der Ortschaft. Auch die Wanderführer in Buchform sind zu empfehlen (überprüft einfach die Angaben betreffend Öffnungszeiten und Fahrplänen).
Etwas vorsichtig solltet ihr mit persönlichen Wanderbeschreibungen umgehen (das gilt auch für diese Seite). Besonders bei der Zeitangabe und der Einschätzung der Schwierigkeit solltet ihr nur auf die offiziellen Angaben vertrauen, die sind schweizweit standardisiert (ich verwende diese soweit als möglich und nehme nicht meine persönliche Einschätzung als Mass).
Ich vermute, dass das Ego mehr Wanderer tötet als Steinschlag, Ausrutscher, Erfrieren oder sonst was. Ich habe das Sportliche-Ehrgeiz-Gen zum Glück nicht. Ich muss mir nichts mit einer Gipfelbesteigung oder einer extra harten Tour oder mit dem Kampf gegen die Elemente etwas beweisen. Und Du musst das auch nicht. Du wirst nicht wertvoller für Deine Mitmenschen durch Deine sportliche Leistung, sondern durch die Zeit, die Du mit Deinen Mitmenschen verbringst.
Brich die Tour ab, kürze die Wanderung ab, wenn es nicht mehr stimmt, verbringe dafür etwas mehr Zeit in der nächsten Beiz mit Deinen Mitwanderern. Der Berg ist auch morgen noch dort und auch noch in tausend Jahren. Die Mitwanderer, die das nicht verstehen, kannst Du das nächste Mal getrost zu Hause lassen.
Das sind ja nur 12 Kilometer. Ja, klar horizontal, aber es geht noch 600 Meter hoch und wieder 600 Meter runter. Das kann mal gut einer Strecke von 20 Kilometern im Flachen entsprechen. Damit ist man dann gut 5 Stunden unterwegs. Wann bist Du das letzte Mal 5 Stunden am Stück gewandert?
Die offiziellen Wanderzeitangaben rechnen die Höhenmeter bereits mit ein. Du kannst die Wanderzeiten einfach mal vier rechnen (4,2 km ist die Durchschnittswanderzeit im Flachen), dann kriegst Du ein Gespür dafür, was Dich erwartet. (Falls Du mal etwas von Leistungskilometern hörst, das sind sie.)
Als Faustregel kannst Du pro 100 Höhenmeter, wenn es nach oben geht, und pro 200 Höhenmeter, wenn es runter geht, jeweils 1 Kilometer zur Strecke dazurechnen.
Also: 12 Kilometer Strecke und 600 Höhenmeter hoch (= 6 Kilometer) und 600 Höhenmeter runter (= 3 Kilometer) macht 21 Leistungskilometer und 5 Stunden reine Wanderzeit in einfachem Gelände.
Einfach die Strecke als Mass zu nehmen, ist nur die halbe Miete.
Plane ich eine Wanderung mit anderen, dann kommt unausweichlich die Frage: «Isch es steil?».
«Keine Ahnung. Wahrscheinlich schon.», ist oftmals meine Antwort. Eine Bergwanderung findet in den Bergen statt und die sind von Natur aus eher steiler als das Flachland (wortwörtlich). Aber das ist natürlich keine befriedigende Antwort und erst recht keine, die Vertrauen schafft. Also hier ein paar Tipps, wie Du die Steilheit abschätzen kannst.
Als so eine Vergleichsgrösse: Die Treppen in einem Wohnhaus haben eine Steigung so ab 30° (entspricht 580 Höhenmeter auf 1 Kilometer). Und das kennt wohl jeder: Treppen steigt man nicht für Stunden, das ist sehr steil.
Wie findest Du die Steigung einer Wanderung raus? Die Gesamtstrecke mit den aufsteigenden Höhenmetern zu verrechnen, ist keine gute Idee. Das gibt Dir vielleicht die Leistungskilometer (schaue unter Höhenmetern nach), aber keine solide Einschätzung, denn der Wanderweg geht mal hoch, mal runter, ist mal steil, ist mal flach. Wichtig sind aber die steilsten Abschnitte.
Wie kriegst Du die raus? Ohne viel über Höhenlinien, Kartenlesen und so weiter zu wissen, schwierig. Aber wir können uns beim Wintersport bedienen. Ab 30° Hangneigung (das sind knapp 600 Höhenmeter auf 1 Kilometer) steigt das Lawinenrisiko nämlich erheblich an, darum gibt es Karten, die die Hangneigung ab 30° und steiler speziell einfärben.
- Am besten gehst Du gleich auf das Geoportal der Schweiz map.geo.admin.ch und klickst unter «Geokatalog → Grundlage und Planung → Höhen» die Karte «Hangneigungsklassen ab 30° Grad» an.
- Die Legende der verschiedenen Farben wird angezeigt, wenn Du auf das «i» klickst.
- Jetzt noch die Wanderwege «Geokatalog → Bevölkerung und Wirtschaft → Verkehr → Wanderwege».
Et voilà, Du weisst nun, welche Abschnitte Deiner Wanderung eher steil sind und welche eher nicht. (Das geht natürlich auch mit den Apps von geo.admin.ch und von SchweizMobil, allerdings muss man dazu die Karte des Wintersports anzeigen.)
Der Wanderweg ist typischerweise immer weniger steil als das Gelände. Der Weg geht ja selten gerade hoch, sondern schlängelt sich den Berg hoch. Je ausholender der Weg sich hochwindet, umso weniger steil ist der Weg. Der Wanderweg auf den Grossen Mythen hat zum Beispiel eine Steigung von durchschnittlich 14° (260 Höhenmeter auf 1 Kilometer) ab der Holzegg bis zum Gipfel, obschon das Gelände fast durchgehend 40° und steiler ist. So ab einer Steigung von 14° werden dann aber auch Stufen fällig. Im Vergleich ist der Wanderweg von Brunni zur Holzegg um einiges gemütlicher (knappe 9°, 160 Höhenmeter auf 1 Kilometer).
Allerdings ist eine Durchquerung eines steilen Hanges auf einem gut ausgebauten Weg ziemlich einfach, ein Schneefeld (und die sind auf der Karte nicht eingezeichnet) mit der gleichen Neigung zu traversieren, ist eine ganz andere Welt.
Es ist also keine exakte Wissenschaft, aber es hilft Dir das Gelände besser einschätzen zu können. Wenn Deine Wanderung zu grossen Teilen durch eingefärbtes Gebiet verläuft, kannst Du davon ausgehen, dass die Wanderung steil ist.
(Dieser geniale Gedankensprung von Skitouren zu Bergwanderungen kommt nicht von mir. Merci R.A.)
Man sieht nur den Gipfel und wenn man oben ist, ist man ja schon fast zu Hause. Das ist nicht nur falsch, sondern auch dumm. Gemäss Unfallstatistik passieren beim Abstieg viermal mehr Unfälle als sonst auf der Wanderung.
Meine gefährlichsten Momente hatte ich jeweils beim Abstieg. Die Touren waren mental (ausgesetzt, weglos, schlecht markiert und dürftiges Wetter) und physisch (viele Kilometer und Höhenmeter) anstrengend. Ich war erschöpft, die Konzentration liess nach und ich wollte nur noch runter. Das sind die gefährlichen Momente, denn gerade jetzt braucht man die Kraft in den Beinen. Ein anderes Mal mussten wir am Schluss pressieren, um die letzte Talfahrt der Seilbahn noch zu schaffen. Über Stock und Stein zu rennen, ist ein unnötiges Unfallrisiko. Vollkommen unnötig.
Prüf, bevor Du irgendwo wandern gehst, dass die Bergbahn oder das Postauto tatsächlich auch fährt.
Und mach nicht den Fehler einfach nur schnell auf der Homepage der Bergbahn zu schauen, sondern prüf die Fahrpläne etwas genauer. Ich stand schon in Lenk und die Bergbahn fuhr nicht. Ich habe natürlich vorher im Internet nachgeschaut und da stand, dass die Bahnen fahren. Jo, Donnerstag bis Sonntag. Wenn man am Samstag schaut, dann fahren sie natürlich. Ich war aber dann am Mittwoch dort.
Besonders in der Zwischen- oder Nebensaison fahren die Bahnen, falls überhaupt, nur eingeschränkt. Postautos fahren teilweise nur am Wochenende.
Bei der SBB-Fahrplanabfrage stellt sicher, dass Du das richtige Datum auswählst. Es kann Dir sonst eine Verbindung anzeigen, die es an Deinem Wandertag gar nicht gibt, oder es zeigt Dir keine an, obschon es sie gibt. Alles schon vorgekommen…
Gute Schuhe. Wenn man Geld für das Wandern ausgeben möchte, dann für gute Schuhe. Alles andere ist für Neuwanderer zweitrangig. Ich habe meine Regenjacke (die ich immer im Rucksack habe) vielleicht drei Mal gebraucht. Und da war ich meistens auf einer Mehrtagestour. Es gibt ja auch den mehrmals täglich aktualisierten Wetterbericht.
Natürlich solltet ihr die Packliste der Wanderung anpassen und je nachdem Sonnen-, Wind- und Kälteschutz dabeihaben. Aber bitte gebt nicht mehrere hundert Franken für eine Regenjacke oder ein fünfschichtiges extra flauschiges Wandershirt aus. Ich habe auch keine wasserdichten Wanderschuhe. Wenn es regnet oder Schnee hat, dann werden meine Füsse halt nass. Gibt lustigeres, aber auch das kam bis jetzt vielleicht drei Mal vor.
Ihr werdet auch merken, dass ihr immer weniger mitnehmen werdet. Besonders beim Proviant werdet ihr Gewicht sparen. Ich nehme oftmals nur ein paar Ovi-Sport und Farmer mit. Vielleicht noch so Studentenfutter. Und das auch bei Mehrtagestouren. Es gibt genügend Berghütten und Restaurants unterwegs.
Macht man eine einfache Tour, muss man da wirklich nicht aufrüsten.
Die meisten Wanderwege sind gut markiert und da kann man kaum die Orientierung verlieren. Es reicht, wenn Du Dir die Infos als PDF auf deinem Handy speicherst oder ausdruckst oder auch ein Kroki machst. Studier die Infos und die Karten einfach im Vorfeld gut, dann kommst Du gut durch.
Ich habe die Apps SchweizMobil und Swiss Map Mobile auf meinem Handy. Der gleiche Inhalt ist auch online verfügbar und einen Kartenausschnitt kann man offline auf dem Handy haben. Das hat auch noch ein GPS drin und damit komme ich gut durch.
Bei längeren oder abgelegenen Touren nehme ich aber gerne noch eine der altbekannten Landkarten mit, da ich meinem Handy nicht mehr ganz so lange Akkuzeiten zutraue.
Man nimmt zu viel mit, wenn man mit dem Wandern beginnt. Das kann gewollt sein, wenn man Bräteln geht oder sich an einem Bergsee ein ausgedehntes Picknick gönnt. Was beides empfehlenswert ist. Da trägt man auch gerne mal etwas mehr. Oder es ist eben schlecht geplant.
Ausgiebiges Essen muss vom Körper auch erstmal in Treibstoff verwandelt werden. Unter Umständen seid ihr mit der Wanderung fertig, bevor euer Verdauungsvorgang beendet ist. Was nicht ganz so der Plan ist.
Mit leerem Magen wandern ist aber auch nicht so toll. Fehlende Energie führt auch gerne zu fehlender Konzentration und zu schwächeren Beinen und schlussendlich zu einem grösseren Unfallrisiko. Ganz abgesehen davon, dass die Wanderstimmung erheblich darunter leidet.
Was man aber ganz sicher vermeiden sollte, ist bei einer Wanderung auf einen Ernährungsplan zu achten. Iss, was Dir Spass macht.
Ich verzichte auf fettiges und vollkornhaltiges Essen während der Wanderung. Beides liefert zwar viel Energie, aber leider viel zu spät. Am Tag davor aber gerne. Ein belegtes Brot, etwas Fruchtiges, Studentenfutter (eine Packung reicht bei mir locker für ein halbes Jahr) und ein paar «ungesunde» Riegel. Das findet man in meinem Rucksack. Die Riegel kann man praktischerweise auch während dem Wandern essen und mit ihrem Zucker liefern sie schnell die nötige Energie.
Beim Wasser solltet ihr auf keinen Fall sparen. Die meisten Menschen haben genug Energiereserven, um ohne Essen eine Wanderung auszuhalten. Aber ohne Wasser kann es schnell gefährlich werden. Verdursten wirst Du in der Schweiz nicht, aber Sonnenstich, Hitzestau oder auch Konzentrationsschwäche können durchaus auftreten. Ich nehme aber höchstens zwei Liter mit. An heissen Tagen und anstrengenden Wanderungen ist das allerdings knapp. Aber eine solche Kombination sollten Wanderanfänger eh vermeiden.
Eine Wanderung in den Bergen planen
Bergwanderwege sind um einiges anspruchsvoller und gefährlicher als Wanderwege. Bei den weiss-rot-weiss markierten Bergwanderwegen gibt es zum Beispiel ein Absturzrisiko. D.h., wenn man stolpert, kann man sich schwer verletzen oder sogar zu Tode stürzen. Das Risiko ist auf den gelben Wanderwegen praktisch nicht vorhanden. Wenn man dann Wanderer mit Halbschuhen oder in Angststarre das Drahtseil umklammern sieht, ist das nicht wirklich lustig, sondern gefährlich.
Hier die Webseite der offiziellen Kampagne «Bergwandern – aber sicher».
Die Spannweite von den Bergwanderwegen ist sehr breit. Es gibt einfachere und solche, die ich als grenzwertig bezeichnen würde. An der weiss-rot-weissen Markierung erkennt man das leider nicht. Die ist gleich für alle Bergwanderwege. Ich habe alpine Wanderwege (weiss-blau-weiss markiert) gemacht, die ich einfacher finde als gewisse Bergwanderwege.
Im Internet gibt es genügend Fotos von den Wanderungen und mit Glück auch ein paar Videos. Schau Dir die im Vorfeld an, dann kriegst Du einen besseren Eindruck von dem, was Dich erwartet. Unter Umständen findest Du auch die Bezeichnung T2 und T3 für Bergwanderwege. Das sind Kategorien der SAC-Wanderskala. Der SAC macht eine feinere Unterteilung. T2 ist Bergwandern, T3 ist anspruchsvolles Bergwandern, T1 sind die gelben Wanderwege, ab T4 sind es alpine Wanderungen.
Natürlich haben die Berge ihren besonderen Reiz und ich bin auch gerne dort, aber als Anfänger ist das Hochgebirge nicht der richtige Übungsort. Es gibt natürlich auch dort einfache und schöne Routen, die man gut machen kann, aber übernimm Dich nicht.
Was ich immer noch unterschätze, ist, wie schnell sich die Situation im Gebirge ändern kann. Die Temperaturen sinken extrem schnell, sobald die Sonne weg ist. 1 000 Höhenmeter machen gut 8° Unterschied. Ein bisschen Regen kann den einfachen Wanderweg in ein rutschiges Schlammfestival verwandeln und man ist doppelt solange unterwegs. Nebel oder sonst einfach schlechte Sicht machen die Orientierung schwierig. Distanzen und Zeiten lassen sich dann kaum mehr richtig abschätzen.
Steinige, unebene und steile Wege sind ganz anders als flache Wanderwege im Mittelland. Ihr braucht andere Muskeln oder sie werden anders beansprucht. Was rein rechnerisch gut machbar wäre, kann dadurch schnell zu viel werden. Und das auf 2 300 m ü. M. und beim Eindunkeln… Viel Spass.
Die dünnere Luft in den Bergen macht Aufstiege viel anstrengender. Wirklich höhenkrank, so dass man medizinische Hilfe braucht, wird man nicht, aber man braucht länger. Ab so 1 600 m ü. M. spüre ich die ersten Effekte der Höhenluft. Ich komme schneller ins Schnaufen. Über 2 000 m ü. M. werde ich merklich langsamer, wenn es bergauf geht. Auf 2 500 m ü. M. kann es gut sein, dass ich nach zwei Spitzkehren eine kurze Verschnaufpause mache. Nichts Tragisches. Man muss es in der Planung einfach dazurechnen (die offiziellen Wanderzeiten rechnen das nicht mit ein). Wenn man allerdings körperlich vorbelastet ist oder konditionell doch noch nicht so weit ist, dann sollte man sich langsam an die Höhe herantasten.
Nimm Bargeld in kleinen Scheinen mit. Nicht in jeder Berghütte oder bei jeder Alp kann man mit Karte zahlen.
Am einfachsten stellt man sich vor, dass man nicht zum Wellness in einer Berghütte übernachtet, sondern um den Körper nach den Strapazen der Wanderung zu erholen. Man hat ein Dach überm Kopf, hat einen Schlafplatz, kriegt etwas zu Essen und man kann sich waschen. Alles, was darüber hinaus geht, ist Luxus (zum Beispiel Warmwasser oder Dusche).
Reservier sobald Du weisst, dass Du in dieser Hütte übernachten willst. Wer kurzfristig entscheidet, der ruft am besten an. Die Hüttenwartin und der Koch sind froh, wenn sie vorausplanen können.
Wer spezielle Esswünsche hat (ich esse zum Beispiel kein Käse), der ruft ebenfalls am besten an. Ansonsten wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Die Hüttenwarte machen viel, aber zaubern können auch sie nicht. Die nächste Einkaufsmöglichkeit ist Stunden entfernt, Küche und Vorratsräume sind begrenzt, die Hüttenwarte haben noch anderes zu tun, als Spezialwünsche zu erfüllen. Bis jetzt hatte ich mit meinen Esswünschen noch nie Probleme, aber ich rufe auch immer vorher an.
Wer aus welchen Gründen auch immer nicht dort übernachten kann, der ruft an und meldet sich ab. Nicht nur, dass Du einen sonst freien Platz blockierst und der Hütte Geld kostest, Du machst den Hüttenwarten auch noch Sorgen. Vielleicht ist Dir etwas passiert, vielleicht kommst Du erst in der Nacht usw. Keine Hütte, die ich kenne, ist Dir böse, wenn Du Dich abmeldest. Das Wetter kann umschlagen, die Route ist doch zu ambitiös, Du fühlst Dich nicht fit genug usw. Du brauchst Dich deswegen nicht zu schämen, die Hütten haben schon so ziemlich alles erlebt.
Im Massenlager wird geschlafen. D.h., mach sowenig Licht wie möglich, leg alles, was Du brauchst, am Abend bereit, nimm Zahnbürste usw. zum Essen mit und mach keinen Lärm. Du brauchst einen Hüttenschlafsack (die Bettwäsche wird nicht jeden Tag gewechselt) und Ohrenstöpsel (unbedingt).
Handys kannst Du meistens nicht aufladen. Strom ist ein rares Gut in den Bergen.
Geh zum Arzt. Es gibt x verschiedene Gründe, warum Dein Knie beim Wandern schmerzt. Von zu wenig Muskeln, zu Fehlstellungen in der Hüfte, zu fehlender Knorpelmasse im Knie, zu Überbelastung bis zu einer ungesunden Gangart usw. Ich selbst leide ab und zu darunter, aber zum Glück nur dann, wenn ich es übertreibe. Wanderstöcke helfen. Oftmals kommen die Schmerzen erst beim Abstieg und damit meint man, dass Bergabwandern die Probleme beschert. Zur Fehl- oder Überbelastung kommt es aber bereits beim Aufstieg.
Wer jemals eine Wanderung plant und im Hinterkopf den Gedanken hat, dass man ja REGA-Gönner ist und die kommen dann schon, das ist der Moment, um die Wanderung zu vergessen.
Wenn ihr am Wandern seid und ihr habt im Hinterkopf den Gedanken, dass es die REGA gibt, und ihr darum das Stückchen schon noch machen könnt. Im Notfall… Das ist der Zeitpunkt, um umzukehren.