Im Val Torta

Von der Sommerhitze in die kühlen Tessiner Alpen

by Moritz

Es war heiss, sehr heiss, zu heiss. Also ging ich in die Schweizer Sonnenstube – ins Tessin. Natürlich in die Berge und nicht an die Seen. Immer schön über 1 700 m ü. M. ging es in zwei Tagen über den Cristallina-Pass nach Robièi.

(Airolo) – Pesciüm – Alpe di Cristallina – Val Torta – Cristallina Hütte

4 h 20 min, 11,9 km, 1 080 m ↑, 250 m ↓

Cristallina Hütte – Lago Bianco – Basadino Hütte (Robièi)

2 h 15 min, 6,4 km, 140 ↑, 850 m ↓

Erster Wandertag: Pesciüm → Cristallina-Hütte

Ins Tessin wegen der Hitze ist natürlich so in etwa wie «Eulen nach Athen tragen». Eher ein bescheidener Plan. Allerdings wollte ich schon länger mal im Tessin wandern und das auch gleich einige Tage und das sollte auch noch immer schön in erfrischender Höhe sein. Da bietet sich das Gebiet um den Cristallina (nicht Piz Cristallina, der steht 31 km nordöstlich) bestens an.

In Airolo angekommen wählte ich die gemütlich Variante und bin mit der Seilbahn nach Pesciüm. Das wären sonst 600 Höhenmeter extra, was nicht sein muss. Oben angekommen gab es zuerst einmal einen Espresso, um dann einen kleinen Aussichtspunkt zu besteigen.

Der Weg startet gemütlich. Er folgt mehrheitlich der Höhenlinie und geht mal durch Wiesen und mal durch kleine Wälder. Dabei hat man immer wieder mal Sicht ins Bedretto und die Gotthardregion. Bei der Alpe di Cristallina gab es eine erste Verschnaufpause. Die sollte man auch einlegen, denn ab dann geht es 700 Meter nach oben.

Der Weg geht aber zunächst entspannt über die Alpweiden ins Val Torta Richtung Cristallina-Pass. Am Talende gibt es die Möglichkeit zum Lago del Narèt zu wandern und über einen Umweg zur Cristallina Hütte zu gelangen. Ich hatte die Möglichkeit tatsächlich noch im Kopf als ich gestartet bin, musste aber einsehen, dass das doch einiges zu viel wäre. Die Standardwanderzeit funktioniert halt nur im Flachland und auf 2 000 m ü. M. muss ich einiges mehr Zeit einrechnen. Das gilt auch für die Wanderzeiten an den Wegweisern. Das habe ich natürlich gewusst, aber es hat mich trotzdem irgendwie irritiert, wenn ich überprüfte, ob ich noch im Plan bin oder nicht. Naja, man lernt nie aus.

Der Weg führt ab dieser Abzweigung durch Geröllfelder und vorbei an einem Bergseeli. Und man kann darin baden. Zumindest haben das zwei gemacht. Vielleicht waren es die Badenden oder die Höhe oder ich war immer noch irritiert wegen der Zeitangaben, ich kam vom Weg ab. Der Wanderweg holt dort etwas aus und geht die Bergseite hoch. Ich bin einfach einem Trampelpfad gefolgt. Wird schon ein Wanderweg sein und die Richtung stimmte. Der Trampelpfad mündete in einem steilen Grashang und statt umzukehren, bin ich einfach weiter. Ich habe mich dann etwas weiter den Hang hochgekämpft und bin dann wieder auf den richtigen Wanderweg gekommen. Aber… das war dumm.

Am Schluss galt es noch ein Schneefeld zu durchqueren und dann war ich bei der Cristallina Hütte auf 2 572 m ü. M. angekommen und konnte auf der Terrasse die Bergwelt geniessen.

Zweiter Wandertag: Cristallina Hütte→ Basadino Hütte (Robièi)

Am nächsten Tag hatte ich drei Varianten zur Auswahl: erstens den Lago del Narèt und entweder wieder zur Cristallina Hütte oder ins Val Sambuco und weiter ins Val Lavizzara  zweitens die alpine Route zur Corno-Gries Hütte drittens runter Richtung Robièi. Zum Lago del Narèt zog es mich nicht, das mache ich ein andermal (z.B. Via alta Idra). Die Corno-Gries Hütte war ausgebucht und es lag für mich zu viel Schnee für die alpine Route. Also nahm ich die gemütliche Variante und machte mich auf den Weg nach Robièi. Oder anders ausgedrückt, ich war einfach zu schlapp.

Als erstes gilt es zwei, drei Schneefelder oberhalb des Lago Sfundau zu durchqueren. Dabei sollte man wirklich nicht ausrutschen. Der Weg war aber gut gespurt und der Schnee war nicht komplett vereist.

Etwas weiter hat man die Wahl zwischen weiss und schwarz. Wandert man zum Lago Nero hinauf oder zum Lago Bianco hinunter. Ihr könnt es euch sicher schon denken. Der Abstieg zum Lago Bianco ist etwas steil und man hat bereits Gegenverkehr. Am Lago Bianco gerät man auf eine kleine Strasse.

Meistens finde ich solche Strassen nicht wirklich spannend, aber dieses Mal war ich froh. Der letzte Tag hat mir recht zugesetzt. Allerdings währte meine Freude nicht lange. Denn nach einigen hundert Metern geht es wieder auf den Wanderweg. Soviel zu den kleinen Freuden im Leben.

Der Weg war natürlich um einiges schöner. Ich sah Kühe und einige Gämse mit Jungtieren. Soviel zu den kleinen Freuden im Leben. Viel gibt es vom Weg nicht mehr zu berichten. Ich war vielleicht auch einfach zu erschöpft, um noch gross die Landschaft zu geniessen. Das letzte Teilstück hinunter zur Basadinohütte ist nochmals ziemlich steil, aber dafür lockt die Terrasse.

Auf der Terrasse habe ich mir überlegt, ob es das war und ich zurück gehe oder ob ich doch noch weiterwandere. Allerdings ist die Rückreise durch das Maggiatal und über Locarno doch sehr umständlich für mich und anderseits hatte die Hütte einen freien Platz und ich hatte nette Tischnachbarn. Also blieb ich und machte mich am nächsten Tag auf für neue Abenteuer.

Tipp: Es gibt einige lohnenswerte Varianten und das Gebiet bietet genug für einige Tage Wanderspass. Wenn viel Schnee liegt, ist der Weg wohl nicht machbar. Ansonsten bietet der Weg wenige Gefahren und es waren einige Familien unterwegs.

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