Abwechslungsreiche Wege, Geschichte und Geologie bietet diese zweitägige Bergwanderung im Witenwasserental. Natürlich ist der Mythos «Gotthard» allgegenwärtig, dennoch überstrahlt diese Bergwelt die Vergangenheit.
Realp – Oberchäseren – Stelliboden – Tälligrat – Rotondohütte
4 h 20 min, 11,2 km, 1189 m ↑, 153 m ↓
Rotondohütte – Hüenderstock (KWS) – Hüendersattel – Hintere Stöcke – Oberstafel – Oberchäseren – Realp
5 h 30 min, 15,6 km, 585 m ↑, 1620 m ↓
Erster Wandertag: Realp → Rotondohütte
Bald wird es eine Tradition und ich verbringe den 1. August im Gotthardmassiv. Dieses Mal verbrachte ich zwei wundervolle Wandertage westlich vom Gotthard im Witenwasserental. Aber als erstes: Der Weg von Realp bis zur Oberstafel kurz vor der Rotondohütte ist für gar nichts. Das ist eine Strasse. Am Anfang noch geteert, später dann eine Naturstrasse. Das ist überhaupt nichts Lustiges. Falls irgendwie möglich, nimm das Auto oder das Velo oder sonst was. Ich bin ein grosser Fan vom öffentlichen Verkehr und vom Wandern, aber das ist einfach ein Elend und lohnt sich überhaupt nicht.
Wir sind aber natürlich in Realp losgewandert und hatten diese wunderbare Strasse für gut 1¾ Stunden unter unseren Füssen. Bei Oberchäseren haben wir uns für den längeren, dafür schöneren Hüttenweg entschieden und sind über den Stelliboden und Tälligrat zur Rotondohütte gewandert. Dieser Wanderweg wurde neu angelegt. Allerdings war am 31. Juli 2020 die Beschilderung noch nicht erneuert und es waren noch die alten weiss-blau-weissen Alpinwanderwege ausgeschildert. Das führte teilweise zu etwas Konfusion. Auf den digitalen Karten vom Geoportal der Schweiz und SchweizMobil sind die Wanderwege aber eingetragen. Ich war dann auch froh, dass ich die Apps hatte und jeweils mein Standort überprüfen konnte. Ansonsten bin ich nicht so ein Fan von GPS und so, aber auf dieser Wanderung empfehle ich Dir, dass Du das oder ähnliches ebenfalls unbedingt mitnimmst. Der Weg ist nämlich bis zum Geröllfeld unterhalb des Rottälligrats (dort wo der Wanderweg zum Furkapass abzweigt) kaum markiert oder dann findet man noch die weiss-blau-weissen Markierungen der alten Alpinwanderwegen. Das geht gut eineinhalb Stunden so. Bei Nebel oder sonstiger eingeschränkter Sicht ist der Weg gar nicht zu finden.
Die Wanderung ist es aber auf jeden Fall wert. Der Stelliboden ist eine wunderschöne Alpwiese, auch wenn sie bei Regen wohl eher ein Sumpf ist. Der Aufstieg zum Geröllfeld führt an kleinen Bergseelis und schönen Felsen vorbei. Das Geröllfeld war mit Blumen durchsetzt. Der kurze Aufstieg zum Tälligrat führ wieder zu einer neuen Wiese. Was möchte man mehr? Ach ja, die Aussicht. Natürlich die Aussicht. Die hat man.
Und dann ist man schön bei der Rotondohütte und kann die Bergwelt geniessen. Übrigens, das Lunchpaket sollte man, wie deutlich angeschrieben, vor dem Nachtessen bestellen (was in einer SAC-Hütte so ziemlich normal ist). Mit meinen Bambiaugen konnte ich das aber noch zurechtbiegen und wir konnten beruhigt schlafen gehen.
Zweiter Wandertag: Rotondohütte → KWS → Realp
Am nächsten Morgen haben wir uns auf den Weg zur kontinentalen Wasserscheide und dem Cavannapass gemacht. Dieser Wanderweg wurde ebenfalls neu angelegt und das wurde sehr gut gemacht. Es geht am Gletschersee vorbei und dann hoch zum Hüenderstock. Im oberen Teil gab es ein paar Schneefelder, die am Morgen nicht vereist, sondern schön griffig waren.
Man kommt nicht ganz an der kontinentalen Wasserscheide vorbei. Übrigens das KWS, das man so unterwegs mal sieht, bedeutet nicht, dass das Wandern kein weiterer Sinn hat, sondern eben kontinentale Wasserscheide. Aber die KWS sieht man beim hochwandern, wenn man denn so genau wüsste, welcher Stein nun die KWS sein sollte. Oder wenn man es im Vorfeld gelesen hätte und wenn man es nicht wieder vergessen hätte…
Auf dem Hüenderstock geht der Blick steil ins Bedrettotal runter. Aber man kann auch ohne Tiefblick die wunderbare Aussicht geniessen. Haben wir natürlich gemacht.
Der weitere Weg folgt dem Grat. Das ist nicht ganz ohne. Der Weg ist nicht wirklich ausgesetzt, aber fällt trotzdem steil ab und an einigen Stellen braucht man die Hände. Dazu kommt noch ein bisschen Schnee. Das alles zusammen ist für Menschen mit Höhenangst nicht wirklich ein Vergnügen. Mir selbst hat es Spass gemacht.
Beim Hüendersattel habe wir uns entschieden abzusteigen und den Cavannapass auf ein andermal zu verschieben. Wir hatten genug vom Gratwandern und es zogen langsam aber sicher bedenklich viele Wolken auf. Ob das nun die beste Idee war? Das Urteil überlasse ich anderen.
Der Weg vom Hüendersattel führt nicht, wie auf den Karten markiert, gerade runter, sondern über die «Hühnerstöcken» (dort ist ein kleines Seeli) und dann auf den auf den Karten markierten Weg. Der echte Wanderweg ist aber richtig markiert, einfach auf der Karte stimmte es im August 2020 nicht.
Bis zum Seeli ist alles noch in Ordnung. Es geht runter, aber der Weg ist gut machbar. Danach quert man und das ist dann schon etwas ausgesetzter. Danach geht es steil hinunter. Und das war wirklich kein Vergnügen. Und es ist auch ein bisschen Schade, denn die anderen Wanderwege waren wirklich gut gemacht. Vielleicht liegt es auch daran, dass der «Hauptwanderweg» zum Cavannapass führt und wir auf einem «Nebenwanderweg» unterwegs waren.
Danach geht es hoch zu «Hintere Stöcke» und dort findet man ein Seeli und ein kleines Wirrwarr von kleinen Wasserläufen, das man so schön von der Hütte sieht. Da habe ich das Lunchpaket geöffnet und fand nicht wie besprochen ein Bier, sondern ein Getränk ohne Alkohol, so quasi «sin alco». Ob das nun Zufall war oder frech, das weiss ich jetzt nicht… Ab da geht es gemütlich auf dem Wanderweg runter zur Oberstafel.
Das Elend von der Oberstafel nach Realp habe ich bereits beschrieben. Das macht es allerdings nicht besser. Das Elend dauerte gut zwei Stunden und in der Sommerhitze war das kein Vergnügen.
Tipp: Die längere Variante über Stelliboden unbedingt machen. Falls möglich die Strasse vermeiden.
2 Kommentare
Es war trotz des Teer- und Kiesweges eine eindrückliche Wanderung. Und die Gratwanderung war dank des neuangelegten Weges gut machbar. Ich hatte viel Spass. Merci
Die Wanderung lohnt sich auf jeden Fall. Gerne wieder.