Im Herbst im Tessin findet man die wärmende Sonne, lichte Wälder, herrliche Aussicht und natürlich das Dolce Vita. Ein Herbstwanderung über die Bergkette von Rasa im Centovalli nach Ascona am Lago Maggiore bietet eben genau dies.
Rasa – Termine – Alpe di Naccio – Corona dei Pinci – Arcegno – Monte Verità – Ascona
5 h 10 min, 13,9 km, 708 m ↑, 1400 m ↓
Die Wettervorhersage für die nördliche, westliche und östliche Schweiz war bescheiden, da zog es mich in unsere südliche Sonnenstube. Weil der Regen am Nachmittag auch seinen Weg über den Alpenkamm gefunden haben wird, mussten wir sehr früh raus. Mit Zug durch den Gotthard nach Bellinzona, dann mit der S-Bahn nach Locarno, dann mit der Centovalli-Bahn nach Verdasio, dann mit der Seilbahn nach Rasa und dann erst konnten wir loswandern.
Gemächlich ging es durch lichte Buchenwälder nach Termine hoch. Dort haben wir uns für den nicht direkten Weg entschieden und sind in Richtung Pizzo Leone gewandert. Auf zirka 1300 m ü. M. sind wir einem Trampelpfad gefolgt. Der Wanderweg ginge rechts noch etwa weiter hoch, wir haben aber die «Abkürzung» gewählt. Naja, spannender war der Weg ganz sicher, aber zeitlich haben wir wohl kaum etwas gespart. Wir mussten streckenweise den Weg suchen und natürlich war er auch nicht gepflegt und entsprechend mussten wir auch einige Baumstämme und sonstige Unwegsamkeiten um- oder überwandern. Am besten man bleibt auf dem Wanderweg, ausser man sucht etwas Abenteuer.
Wieder auf dem Wanderweg kommt man kurz vor der Alpe di Naccio aus dem Wald heraus und hat eine wunderbare Aussicht ins Tessin. Dort hatten wir auch endlich die Tessiner Sonne im Gesicht und das war dann auch eine gute Gelegenheit, um eine Mittagspause einzulegen.
Für den Abstieg folgt man dem Bergrücken bis nach Arcegno. Am besten bleibt man auch hier auf dem Wanderweg (das ist sowieso immer ein guter Rat). Wir sind beim Aussichtspunkt «Corona dei Pinci» trotzdem der Versuchung erlegen und sind wieder einem Trampelpfad gefolgt. Naja, es sieht auf der Karte einfach viel kürzer aus. In Wirklichkeit hatten wir gewiss länger. Der Weg ist ziemlich steil und mit dem vielen Laub auf dem Boden wird es nicht leichter.
So ab hier spürte ich langsam, aber sicher meine Beine und besonders die Knie begannen leise zu jammern. Willkommen im Tessin. Wer es noch nicht wusste: Das Tessin ist steil. Sehr steil. Und wirklich abkürzen kann man die Wanderung auch nicht wirklich.
Bei Arcegno sind wir aber nicht der Busverlockung erlegen, sondern sind tapfer weiter nach Monte Verità gewandert. Der Weg wird hier um einiges flacher und ist nun auch kinderwagentauglich.
Beim Monte Verità hatten wir aber keine Kraft mehr, um das Kulturgelände zu erkunden. Jetzt wurde es langsam aber sicher prekär mit den Knien. Das Jammern war nun nicht mehr zu überhören. Okay, es waren ja bereits 1300 Höhenmeter runter. Es sind zwar nur noch ein hundert Höhenmeter, allerdings ist der Weg runter nach Ascona eine einzige, lange Treppe. Meine Knie freuten sich riesig. Willkommen im Tessin.
Dafür sind wir nun am Lago Maggiore und konnten den verdienten Apéro an der Sonne geniessen. Wir haben es noch gemütlich auf den Bus nach Locarno geschafft, bevor der Regen den Weg von den Alpen in die Sonnenstube gefunden hatte.
Tipp: Das Tessin ist steil. Wer Probleme mit den Knien hat, sollte sich eine andere Wanderung suchen. Es gibt keine Einkehrmöglichkeit unterwegs.