Bach im Valletta di Fiorina

Durch einsame Landschaften vom Tessin ins Wallis in zwei Tagen

by Moritz

Von der Basadinohütte zur Corno-Gries-Hütte durchwandert man eine wunderbare Hochebene, bevor es am nächsten Tag steil ins Wallis hinunter geht. Diese Bergwanderung bietet so ziemlich alles: karge Berglandschaften, blühende Alpwiesen, Schneefelder, Steinwild, Bergbäche und erneuerbare Energie.

Basadinohütte – Robièi – Valetta di Fiorina – Bocchetta di Val Maggia – Laghi Boden (IT) – Passo San Giacomo – Corno-Griess-Hütte

4 h 50 min, 12,8 km, 1 030 m ↑, 550 m ↓

Corno-Gries-Hütte – Corno-Gries-Pass – Mändeli – Ladstafel – Ulrichen

4 h, 13,4 km, 280 m ↑, 1 270 m ↓

Erster Wandertag: Basadinohütte → Corno-Gries-Hütte

Meine Genfer Tischnachbarinnen waren schon einige Tage unterwegs. Sie sind in Illanz gestartet und wanderten nach Genf. Kann man machen. Zumindest habe ich so meine Motivation trotz der letzten Tage gefunden, doch auch in diese Richtung zu wandern.

Am Anfang hatte ich noch die Hoffnung, eine Wanderbegleitung für diesen Tag zu haben. Allerdings wäre ich schon beim Aufstieg ins Valletta di Fiorina abgehängt worden, wenn nicht einige Gämse die Wanderinnen abgelenkt hätten. Nun, einige Minuten später wanderte ich «muusbeialei» durch die wunderbare Hochebene. Manchmal musste man den Weg etwas suchen, allerdings kommt es kaum darauf an. Die Richtung ist vorgegeben und wirklich gefährliche Stellen gab es nicht.

Der Aufstieg zur Bocchetta di Val Maggia ist etwas schwieriger. Also, nur ein bisschen. Es gab ein, zwei ausgesetzte Stellen, Geröll- und Schneefelder. Alles im Rahmen einer Bergwanderung. Auf der Grenze nach Italien kam mir das erste Mal wieder ein Mensch entgegen. Naja, sie ging vorbei, ich war am Pausieren.

Der Abstieg zu den Laghi Boden geht durch Geröll und Schnee. War entsprechend mühsam. Man will ja keinen Misstritt machen. Bei den Laghi Boden gab es ein paar Menschen mehr. Einige haben dort campiert oder waren am Fischen. Nach den Seen galt es den Hügel Rupe del Gesso zu übersteigen. Das wäre kein Problem, wenn nicht eine Schneewechte den Weg versperrt.

Der weitere Weg geht über Alpwiesen zum San-Giacomo-Pass (hier hatte ich wieder Handyempfang), weiter zur Corno-Gries-Hütte und folgt der Höhenlinie. Mit Glück sieht man Murmeltiere und Steinwild.

In der Corno-Gries-Hütte hatte ich einen Genfer als Tischnachbar (die Genferinnen waren schon über alle Berge) und am Abend teilten wir uns eine wunderbare Flasche Wein, gekeltert von drei Winzern aus drei Sprachregionen der Schweiz, um das innerschweizerische Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken.

Zweiter Wandertag: Corno-Gries-Hütte → Ulrichen

Der zweite Tag startete mit einem wunderbaren Sonnenaufgang. Beim Cornopass ist man bereits bei einem kleinen Bergsee vorbeigewandert und hat nun eine spektakuläre Sicht auf den Griessee. Wer es nicht schon wusste, das Wasser des Griessee wird über Robièi in den Lago Maggiore geleitet. Was mich doch wunderte, da ich zwei Tage vorher von Robièi zur Corno-Gries-Hütte gewandert bin. Wem das nicht schon genug Ingenieursleistung ist, hier findet man auch den höchstgelegenen Windpark Europas.

Der Weg wird allerdings ab da etwas mühsam. Es geht ziemlich steil nach unten Richtung Ladstafel. Der Wanderweg wurde 2019 neu angelegt. Die Aussicht ins Ägenetal ist zwar schön, allerdings hört und sieht man auch die Nufenenpassstrasse.

Bei der Ladstafel gibt es eine schöne Brücke und der Weg folgt der Ägene bis nach Ulrichen. Dieser Abschnitt ist gemütlich und bietet einige lauschige Plätzchen, die auch rege zum Campieren und Pausieren genutzt werden. Es zieht sich allerdings noch knapp zwei Stunden von der Ladstafel bis nach Ulrichen. Wem das zu viel ist, der kann auch das Postauto nehmen. Allerdings sollte man das vorher fahrplantechnisch planen, ansonsten ist «Warten auf Godot» angesagt.

Tipp: Der letzte Teil der Wanderung lädt zum Picknicken oder Bräteln ein. Einkaufsmöglichkeiten gibt es allerdings nicht. Am ersten Wandertag ist man in einem abgelegenen Gebiet mit wenig bis gar keinem Handyempfang. Verlängern kann man die Wanderung mit einem Zwischenstopp in der Hütte Maria Luisa in Italien und von dort via Griespass zur Corno-Gries-Hütte.

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